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26.07.16

Eine besondere Ruderfahrt auf der Unterelbe von Hamburg nach Cuxhaven (9.-16.7.2016)

Ein Bericht von unserem LRV-Mitglied Detlef Döhnert

Als ich im Sommer 2015 die Inseln Juist und Norderney im Ruderboot umrundete, kam ich mit Ulrich Rothe von der Wanderrudergesellschaft „Die Wikinger“ e. V., Hamburg, ins Gespräch und schwärmte von einer Wanderrudertour auf der Nordsee. Anfang 2016 war ich in Hamburg und traf mich erneut mit Ulrich, der mir mitteilte, dass eine Tour von Hamburg auf der Unterelbe in die Nordsee, wenn möglich, bis zur Insel Neuwerk in der Planung sei. Ohne zu wissen, was da auf mich zukam, trug ich mich sofort als Teilnehmer ein. Danach passierte eine Weile nichts, bis ich eines Tages die Ankündigung erhielt, dass vom 9. Bis 16. Juli 2016 die Tour stattfinden würde. Per Mail erhielt ich die minuziös ausgearbeitete Planung der Rudertour von Hamburg bis – vorausgesetzt die Wetterbedingungen lassen es zu – ins Wattenmeer zur Insel Neuwerk und zurück nach Hamburg.


Sonnabend, 9.7.2016 Hamburg – Stadersand, 38 km

Um nichts zu versäumen und pünktlich um 7:00 Uhr an Ort und Stelle zu sein, bezog ich mein Nachtquartier am Freitagabend im Bootshaus der Wikinger. Am Sonnabend um 7:00 Uhr waren die Teilnehmer versammelt: Rüdiger Schmidt, Ulrich Rothe und ich, Detlef Döhnert, vom Ludwigshafener Ruderverein von 1878 e. V. Insgeheim war ich ein wenig überrascht, weil nur zwei Wikinger teilnahmen.

Wir luden Seesäcke mit Schlafsäcken und meiner Luftmatratze (Wikinger kommen mit Iso-Matten aus), Kleidung, Ersatzkleidung, Essen, Schwimmwesten, Pumpen, Schöpfgeräte (erstaunlich, welche Ladung so ein Wanderruderboot transportieren kann) in unseren E-Doppelzweier, die Sigyn, und fuhren plangetreu kurz vor 8:00 Uhr los. Die Route führte uns über die Norderelbe, Oberhafen, Zollkanal, St. Pauli Landungsbrücken, Fischmarkt, Altona, Teufelsbrück an Blankenese vorbei, bis wir am Mühlenberger Loch gegenüber der Airbus-Fabrik die Elbe kreuzten. Hier begegneten wir dem ersten Seehund, der sich sicherlich über die verwegenen Ruderer wunderte, die bei harschem Wind (natürlich Gegenwind mit Böen bis Stärke 4-5) und Wellengang dem Schweinesand zustrebten. Nach Passage des Lühe-Sandes kamen wir gegen 15:00 Uhr am Kanuclub Stadersand an. Planmäßig hätten wir gegen 12:00 bis 13:00 Uhr dort ankommen sollen, doch der Gegenwind erlaubte uns kaum, das ablaufende Wasser zu nutzen.

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Nachdem wir im Festsaal des Kanuclubs unser Nachtlager aufgeschlagen hatten, besichtigten wir die alte Hansestadt Stade mit ihrem schönen Hafen und den reich verzierten Giebelhäusern. Nach einem guten Abendessen und Besichtigung der technisch aufwändigen Schleuse passierten wir den Viehmarkt; dort tobte ein Pfälzer Weinfest, und der Lärmpegel war entsprechend. Wir zogen uns in den Kanuclub zurück, um im Schlaf die Kraft für den nächsten Tag zu schöpfen.


Sonntag, 10.7.2016 Stadersand – Freiburg, 36 km

Nach einem umfangreichen Frühstück, die Zutaten hatten wir mit dem Boot transportiert, brachen wir gegen 9:45 Uhr auf. Das war eine Dreiviertelstunde vor der geplanten Zeit, schien uns jedoch sehr opportun angesichts des Gegenwindes vom Vortage.

Bei mäßigem Wind aus West und ablaufendem Wasser ruderten wir im Windschatten auf der niedersächsischen Seite zum Schwarztonnensand, wo wir an der Nordspitze eine erste Pause einlegten. Während der zweiten Pause auf dem Krautsand trafen wir Ruderer aus Elmshorn zusammen mit deren Ruderfreunden aus Dartmouth, die uns von einer alljährlichen Seetour in Cork berichteten. Betont langsam fuhren wir dann stromabwärts, vorbei an der Sandbank vor dem Freiburger Hafenpriel. An deren Nordspitze warteten wir, bis die Tide umkippte und uns in den Freiburger Hafenpriel spülte. Gegen 15:45 Uhr machten wir unser Boot (fast) planmäßig am Steg fest.

Wir bezogen ein Dreibett-Zimmer – eine ungewöhliche Verneigung der Wikinger vor dem Luxus.

Nach einem Rundgang fanden wir ein raucherfreies Restaurant, in dem wir uns stärkten für den nächsten Tag unserer Tour.

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Montag, 11.7.2016 Freiburg – Cuxhaven, 45 km

Da der Wetterbericht (den wir bezeichnenderweise über die App Windfinder bezogen) Gegenwind aus SW vorhersagte, legten wir gegen 7:30 Uhr – deutlich vor der Planzeit – ab. Bedingt durch starken Wind aus SW mit Böen der Windstärke 4-5 und entsprechendem Wellengang kamen wir nur langsam voran. Die Wellen wurden noch durch Container-Schiffe, Bagger-Schiffe und andere Schiffe verstärkt. Seehunde rieben sich die Augen, weil sie wohl nicht verstehen konnten, warum wir uns im und auf dem Wasser so langsam bewegten. Wegen der Zeitverzögerungen ruderten wir die letzte Stunde nicht nur gegen den Wind, sondern auch gegen das bereits auflaufende Wasser. Unterwegs überraschten uns zwei Schauer, sodass wir nicht nur erschöpft, sondern auch regennass die Marina in Cuxhaven gegen 17:00 Uhr (ca. drei Stunden nach der geplanten Zeit) erreichten.

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Im Hafenbecken der Marina beäugten uns zwei Seehunde neugierig.

Erschöpft und durchnässt ließen wir uns schließlich in die bemerkenswert weichen Polster des Restaurants sinken und wiederbelebten uns mit einem Willkommenstrunk.

Michael war nach Cuxhaven gekommen und geleitete uns schließlich in eine schöne Ferienwohnung unweit der Marina. Dort hatten wir viel zu berichten und erholten uns auf gut gepolsterten Sitzmöbeln und später in weichen Betten.

Angesichts des Wetterberichtes beschlossen wir, nicht zur Insel Neuwerk zu rudern. Einige von uns erledigten am Dienstag den letzten Programmpunkt und gingen zu Fuß durchs Watt nach Neuwerk. Die Insel war schnell erkundet. Mit auflaufendem Wasser kam die Fähre, die uns auf verschlungenem Kurs durchs Wattenmeer nach Cuxhaven zurückbrachte.

Der Mittwoch war als Puffertag angesetzt. Diesen nutzten wir zur individuellen Erkundung Cuxhavens.

Am Donnerstag, dem 14. Juli, verstärkte sich der Wind. Dennoch machten wir das Boot startklar. Doch als wir uns der Hafenausfahrt näherten und den starken Seegang sahen, beschlossen wir, die Ruderfahrt abzubrechen und das Boot mit Zugmaschine und Hänger am Freitag auf dem Landweg nach Hamburg zurückzuholen.


Sonnabend, 16.7. Große Hafenrundfahrt in Hamburg; 10:00-14:30 Uhr, 28 km

Kurz vor 10 Uhr befand sich vor dem Steg nur eine kleine Pfütze, die von Schlickbänken umgeben war. Während wir die Sigyn fertigmachten und das bewegliche Inventar an den Steg gebracht hatten, hatte sich der Markt-Kanal gefüllt, und wir (Anke Roch, Ulrich Rothe, Detlef Döhnert) konnten den Doppelzweier mit Steuermann zu Wasser lassen und uns auf Entdeckungstour durch den Hamburger Hafen begeben. Zunächst passierten wir den ehemaligen Zollhafen, anschließend den Spreehafen, bis wir am Tollerort ein großes Containerschiff sahen, das gleichzeitig von mehreren Portalkränen entladen wurde. Quasi um die Ecke näherten wir uns im Kaiser-Wilhelm-Hafen der Aida Prima – ein mehr als 13-geschossiges, schwimmendes Hotel gegen ein Ruderboot; das verlangt Selbstbewusstsein, um nicht einen Mikrokomplex zu bekommen. Wenig später gelangten wir zu den neuen Rethe-Klappbrücken, die die alte Hubbrücke ersetzen, deren kombinierte Straßen- und Eisenbahntrasse auf 54 m Höhe gebracht werden konnte, um Schiffen die Passage zu ermöglichen. Die Straßenbrücke, seit 1. Juli in Betrieb, wurde aufgeklappt, um zwei Schleppern die Durchfahrt zu ermöglichen; danach passierten wir. Später unterquerten wir die Köhlbrandbrücke, wo der Straßenverkehr in schwindelnder Höhe (natürlich aus Sicht des Ruderbootes) den Köhlbrand überquert.

Nach kurzer Ruderfahrt erreichten wir – gegenüber den Landungsbrücken – die Norderelbe, auf der wir stromaufwärts ruderten, bis wir hinter den Elbbrücken nach Westen einbogen, um zum Ausgangspunkt unserer Hafen- und Industrieexkursion zurückzukehren.

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Insgesamt eine erlebnisreiche Tour mit 147 km, die zeigt, dass eine gute Planung die Voraussetzung für das Gelingen ist, jedoch das Wetter die beste Planung hinfällig machen kann. Dank guten Teamgeistes haben wir die Situation gemeistert. Weder Gegenwind noch Regen noch Wellen konnten unsere gute Laune schmälern.

Ein herzliches Dankeschön an die Wikinger und speziell an Michael für diese besondere Erlebnistour.

Termine

Mi, 01.05. | 13-16 Uhr
Tag des offenen Bootshauses
LRV

So, 07.07.
LRV-Familienfest
Kief

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