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Beitrag unseres früheren Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Dr. Clemens Peters, entnommen der Sondernummer des LRV-Kuriers anlässlich der Vollendung des Wiederaufbaus des Bootshauses 1962

Von den letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Bootshauses

Wer von den letzten Tagen des alten LRV-Bootshauses erzählen will, muss meines Erachtens mit dem Kriegsbeginn Ende August 1939 beginnen. Das rege rennrudersportliche Leben des Jahres war mit dem gleichen Tage beendet. Die vielen Rennruderer, an der Spitze die erstklassige Seniorachtermannschaft der Jahre 1938/39, waren zu ihren Truppenteilen einberufen. Außer Klaus Faenger, Rolf Köth und Walter Dasch ist keiner zurückgekehrt. Zu Ende des Jahres bezog eine Einheit von etwa 30 Mann Wasserschutzpolizei Quartier im Bootshaus. Die Klubräume wurden zur Kaserne. Erst hatten diese Marinesoldaten wenig Beschäftigung. Im Frühjahr 1940 begannen die Franzosen im Elsaß Rollminen loszulassen. Diese Sprengkörper von der Größe eines Medizinballes rollten, durch den Strom vorwärtsgetrieben, etwa 50 bis 100 km auf der Rheinsole stromab, stiegen dann zur Oberfläche und explodierten bei Kollision mit einem Schiffskörper. Mancher Schleppkahn ging dabei auf Grund. Wir waren Augenzeugen, wie vorm Bootshaus ein Bugsierdampfer sank; Schiffsführer und Maschinisten retteten sich schwimmend ans Ufer. Daraufhin mussten unsere Wasserschützer mit Karabinern auf alle schwimmenden Gegenstände das Feuer eröffnen. Das aufspritzende Wasser ließ die Mängel an Treffsicherheit erkennen. Kurz danach rückte die Bootshauseinquartierung wieder ab. Mit Ende des Frankreichkrieges im Sommer 1940 war der Rhein wieder für Ruderboote befahrbar.

In den Jahren 1941/42/43 wurde bei uns - wie bei allen deutschen Vereinen - das Rudern der Jugendlichen stark betrieben: Wir waren sehr erfolgreich und wurden 1942 zweitbeste und 1943 beste Jugendabteilung in Deutschland. Im August 1943 häuften sich die Fliegerangriffe. Es lag nahe, die Boote aufs Land zu bringen. Das gelang uns nicht, denn kein Otterstädter Bauer hatte Platz in seiner Scheuer für so lange Dinger. Da überstürzten sich die Ereignisse. Der 5. September war ein schöner Spätsommertag, an dem niemand etwas Böses ahnte. Vor Mitternacht begann der große Flächenangriff, der fast die ganze Innenstadt vernichtete. Im Stadtteil Nord war man einigermaßen glimpflich weggekommen. Am Morgen versuchte der Chronist durch die Stadt zum Bootshaus zu gelangen. Die Innenstadt war wegen der Brände unpassierbar. Am Rheinufer ging es. Die Straße, wo heute die große Grünanlage an der Brücke ist, war mit Hausrat vollgestopft. Dazwischen Hunderte von Feuerwehrschläuchen der Wehren aus der ganzen Pfalz, mit denen Löschwasser aus dem Rhein geholt wurde. Es war aber wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein! Unter der Rheinbrücke waren an der Stelle der vertrauten Bootshaussilhouette nur die hohen Bäume der Parkinsel zu erblicken. An seiner Stelle lag ein heißer Stein- und Aschehaufen, aus dem ausgeglühte Stahlträger hervorragten. Wie uns die Bootshauswirtin des Mannheimer Ruderclubs als Augenzeugin später erzählte, ist das alte, innen holzgetäfelte Fachwerkhaus mit seinen vielen Booten wie eine riesige Fackel in anderthalb Stunden abgebrannt.

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Das Bootshaus nach seiner Zerstörung am 6. September 1943

Wenige Stunden danach trafen sich Jungruderer und der Chronist wieder an den Trümmern. „Nun erst recht!“ hieß es. Wir fuhren am nächsten Tage (von Mundenheim über Neustadt) nach Wien und gewannen über Vorlauf und Zwischenlauf die Deutsche Jugendmeisterschaft im Leichtgewichtsachter gegen zehn Konkurrenten. Dieser Sieg war uns ein Symbol, dass das Schicksal unter das Kapitel „LRV" noch keinen Schlussstrich gezogen hatte.

Unser Hauswirt Anton Schwab hatte in der Brandnacht mit Hilfe von Feuerwehr erreicht, dass der hintere Keller nicht ausbrannte. Außer seinem persönlichen Hausrat befand sich hier der größte Teil des Preiseschatzes des LRV, der somit als einziges gerettet wurde. Herr A. Schwab erhielt für den Transport des Restes seiner Habe einen offenen Kohlenwaggon der Bahn nach Gauersheim am Donnersberg zugeteilt. Fast unverpackt wurden die Preise an Bord dieses Waggons gebracht. Herrn Schwab ist es zu verdanken, dass die Preise dort in Kisten verpackt auf bäuerlichem Heuboden den Einmarsch der Souvenir- erpichten Ami- Truppen überstanden. Erst jetzt, Ende 1962, wurden die Preise wieder ausgepackt. Wir haben dann bis Kriegsende am Bootsplatz nichts mehr gemacht, zumal weitere Sprengbomben stehengebliebene Fundamente zerstörten. Der Rudersommer 1944 sah uns als Gast beim Mannheimer RC, der sein Haus erst im Februar 1945 einbüßte. Das Rudern war im Sommer 1944 beim Club möglich, weil uns die dort stationierte Flak ständig über die Luftlage informierte und der Schlossbunker nahe war.

Ende des Sommers 1945 waren manche der noch zur Wehrmacht einberufenen jungen LRV er zurückgekehrt. Es begann ein emsiges Graben und Mauern.

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Der Wiederaufbau beginnt

Die ehemalige Werkstatt wurde Kellerbootshalle. Wasser zum Waschen gab es im Rhein genug. Licht spendete eine alte Karbidlaterne, die ab und zu zur Hebung der Stimmung explodierte. Durch das Dach des Bootskellers rann das Regenwasser. Für Trümmersteine handelten wir Wein ein. Für den Wein auf dem Bestechungswege Fahrzeug und Fahrerlaubnis zur Weisenauer Zementfabrik. Beim Betonieren der Kellerdecke half uns ein Berufsmaurer. Er nahm uns für anderthalb Tage Arbeit das Beitragsaufkommen eines Monats ab. 1946 bekamen wir auch wieder einige Boote. Nach mühevollen Verhandlungen mit der französischen Besatzungsmacht, die die Boote der Wormser Vereine beschlagnahmt und nach Speyer verbracht hatte, war es unser Verdienst, dass die Boote zum Teil herausgegeben wurden. Worms stellte uns dafür zwei Boote zur Verfügung. Bei Schneetreiben mit zehn Meter Sicht haben wir sie den Rhein herabgerudert, bevor die Genehmigung hätte zurückgezogen werden können. Dann siegte 1947 der LRV auf der Mannheimer Regatta erstmalig wieder im Jungmannachter, wenn auch unter fremden Namen, weil uns die französische Besatzung nicht über den Rhein lassen wollte. Das waren wohl die ersten Tage des neuen Bootshauses.

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